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Liebe Leserinnen und Leser des Grünen Blattes,

eine alte Bäuerin bietet Ihnen einen Apfel an. Die eine Hälfte naturbelassen hell, fast weiß, die andere verführerisch knallrot und glänzend. Sie können die säuerlich-süße Saftigkeit förmlich sehen, die sich hinter der Schale verbirgt und das Wasser läuft ihnen im Mund zusammen. Die Bäuerin teilt den Apfel, beißt in die eine und reicht ihnen die andere Hälfte, die schönere, und Sie greifen zu, warum auch nicht?

So wirken Veredelungen im Druck. Sie machen Einfaches besonders und Ungebetenes unwiderstehlich. Da muss man einfach zugreifen.

Die zwei Seiten des Apfels

Die Bäuerin ist natürlich die böse Königin und Stiefmutter von Schneewittchen. Die Veredelung des Apfels ist eine Schicht aus Gift ... der Rest ist bekannt, am Ende siegt zum Glück doch noch das Gute.

Bei vielen Veredelungen im Druck siegt am Ende nicht das Gute, sondern die Unvernunft. UV-Lack beispielsweise lässt Verpackungen unwiderstehlich glänzen, verwandelt den eigentlich recycelbaren Karton in Müll, der unseren Planeten – und damit uns – langsam vergiftet.

Veredelungen können die Nachhaltigkeit eines Produkts auch verbessern

Aber ist Glanz immer gleichbedeutend mit Gift? Sind strahlende, attraktive Farben ein Warnsignal? Sollten Sie und Schneewittchen die Hände davon lassen? Ist Natur immer pur und schlicht?

Nein, nicht unbedingt. Wenn man weiß, worauf man achten muss, kann man auch Drucksachen glänzen, schillern, funkeln und strahlen lassen, ohne der Umwelt zu schaden. Die Lösung sind Folien aus Zellstoff, Papiere und Farben mit dem Blauen Engel, Cradle 2 Cradle-Zertifizierungen oder mechanische Techniken. Macht man das Produkt haltbarer, nutzbarer und nützlicher, können Veredelungen sogar die umweltfreundlichere Option sein.

Wir erklären Ihnen in diesem Newsletter zu jeder Veredelungsmethode, wie Sie diese umweltfreundlich anwenden können.

Nur zu, beißen Sie in den süßen und gesunden Apfel der Erkenntnis!

Ihr

Ralf Lokay

Wie edel sind Veredelungen wirklich?

Ein Überblick über umweltschädliche und umweltfreundliche Druckveredelungen

Eine Veredelung ist nicht unbedingt grün, wenn sie grün glänzt – so weit ist das wohl den allermeisten bewusst, die ihre Druckprodukte aufhübschen wollen. Aber nicht jedes Extra ist auch schlecht für die Umwelt. Wenn die Veredelung die Lebensdauer eines Buches erhöht, ist das durchaus sinnvoll. Wenn eine besonders Broschüre aufgrund ihrer Schönheit nicht ungelesen weggeworfen wird, ist das ebenfalls gut für die Umwelt. Manche Veredelungen erhöhen sogar den Nutzen, wie beispielsweise Registerstanzungen oder Braille-Prägungen. Es sind also immer individuelle Überlegungen anzustellen. Wir stehen Ihnen mit unserer Erfahrung sehr gerne zur Seite.

Für’s erste haben wir für Sie aber schon mal alle Veredelungsarten aufgelistet und erklären, worauf zu achten ist:

1. Prägung

Verleiht Druckprodukten durch den Einsatz von Prägewerkzeugen eine dreidimensionale Struktur. Sauberer, mechanischer Vorgang ohne den Einsatz von Chemikalien oder anderen (potentiell schädlichen) Stoffen. Beeinflusst die Recyclingfähigkeit nicht, aber die Prägewerkzeuge verbrauchen zusätzliche Ressourcen und Energie bei ihrer Herstellung.

Umwelt-Tipp:
Fragen Sie Ihre Druckerei, ob die Prägewerkzeuge umweltfreundlich, also ressourcen- und energieschonend hergestellt und der Stahl oder Messing in den Metallkreislauf zurückgeführt werden

 

Unsere Bewertung: Fünf von fünf grünen Blättern*


2. Stanzung

Schneidet spezifische Formen aus dem Druckmaterial aus. Umweltwirkung ähnlich wie bei der Prägung, erzeugt jedoch naturgemäß etwas mehr Makulatur durch die entfernten Stellen.
 

Umwelt-Tipp: Sprechen Sie Ihre Druckerei darauf an, wie sorgfältig und korrekt die Papierabfälle recycelt werden.

 

Unsere Bewertung: Fünf von fünf grünen Blättern*


3. Laserstanzung und -gravur:

Nutzt Laser, um aus dem Durckprodukt Flächen und Formen herauszuschneiden. Ermöglicht präzise, filigrane Ergebnisse mit einem etwas höheren Energieverbrauch, aber ohne schädliche Chemikalien oder Werkzeuge.

Umwelt-Tipp: Suchen Sie eine Druckerei, die Ökostrom verwendet oder ihren eigenen Strom herstellt bzw. mit einem Veredler zusammen arbeitet, der das gewährleistet!

 

Unsere Bewertung: Vier von fünf grünen Blättern*


4. Falzung und Schnitt:

Verändert die Form des Druckprodukts durch falten oder beschneiden. Ohne Chemie – dafür mit origineller Idee – kann aus 0815 etwas Außergewöhnliches werden. Achten Sie darauf, dass die Besonderheiten zur Bestimmung des Druckprodukts passen, da etwas mehr Makulatur anfallen kann!

Umwelt-Tipp:
Holen Sie die Druckerei schon bei der Konzeption mit ins Boot und fragen Sie nach den Rohbogenformaten - vielleicht können diese optimal ausgenutzt werden und Sie sparen mit der Veredelung sogar Makulatur und Kosten. 

 

Unsere Bewertung: Fünf von fünf grünen Blättern*


5. Neon- oder Tageslichtfarbe:

Diese Sonderfarben fallen durch ihre hohe Leuchtkraft auf, besonders unter Tageslicht oder UV-Licht. Sie werden oft verwendet, um Aufmerksamkeit zu erregen oder besondere Highlights zu setzen. Tagesleuchtfarben speichern durch Umgebungslicht Energie in Phosphoreszenzkristallen, die dann über einen bestimmten Zeitraum das gespeicherte Licht wieder abgeben. Die Gewinnung der Rohstoffe kann umweltschädlich sein, besonders wenn sie einen Abbau seltener Erden oder Metalle beinhaltet, der mit Umweltbelastungen verbunden ist. Zudem kann der Herstellungsprozess energieintensiv sein und chemische Prozesse umfassen.

Umwelt-Tipp:
Leuchtende Sonderfarbe kann eine Alternative sein, um Highlights zu setzen.

 

Unsere Bewertung: Zwei von fünf grünen Blättern*

 


6. Metallicfarbe

Silber-, gold-, kupfer- oder messingfarbener Sonder-Farbauftrag. Metallicfarben enthalten eingefärbte Metallpigmente, wie Aluminium oder Kupfer, die als winzige Spiegelchen wirken und dem Druckprodukt einen charakteristischen metallischen Glanz verleihen (allerdings weniger intensiv als Metallicfolie). Meist leider auch mineralölhaltig.

Umwelt-Tipp:
Setzen Sie Metallicfarben, wenn überhaupt, nur sparsam ein. Verlangen Sie von Ihrer Druckerei, nur Farben zu verwenden, in denen keine Trockenstoffe aus Kobalt enthalten sind. Der Abbau von Kobalt hat gravierende negative Umweltauswirkungen.

 

Unsere Bewertung: Drei von fünf grünen Blättern*


7. Farbschnitt:

Färbt die Schnittkanten von Papierprodukten ein. Kann einen schicken Akzent setzen. Besonders beliebt bei Visitenkarten und Büchern (Liebesromane für junge Leser:innen kommen kaum noch ohne aus).

Umwelt-Tipp:
Ist umweltfreundlich, wenn ökologisch unbedenkliche Farben verwendet werden.

 

Unsere Bewertung: Fünf von fünf grünen Blättern*


8. Kaschieren

Hier werden mehrere Materiallagen mit Klebstoff, Wärme und Druck miteinander verbunden. Das sorgt für mehr Stabilität und Haltbarkeit des Produkts und – bei interessanter Kombi von Papieren und Farben – für ein exklusives Erscheinungsbild.

Umwelt-Tipp:
Für die Nachhaltigkeit ist entscheidend, welche Materialien und Klebstoffe verwendet werden. Ihre Druckerei gibt Auskunft.

 

Unsere Bewertung: Drei von fünf grünen Blättern*

(stark abhängig von der Auswahl der Materialien)


9. Folienkaschierung und Cellophanierung

Gibt es matt und glänzend und bietet Schutz vor Dreckfingern, Fett und Feuchtigkeit, kann bei stark beanspruchten Druckprodukten also durchaus sinnvoll sein.

Umwelt-Tipp: Das Druckprodukt bleibt nur bei einseitiger Verwendung deinkbar und damit recyclierbar!

 

Unsere Bewertung: Drei von fünf grünen Blättern*

(je nach Auswahl der Materialien würden wir zwei bis fünf grüne Blätter vergeben)


10. Transferveredelung (z.B. Heißfolie, Kalttransfer):

Bei dieser Technik wird eine dünne Dekorschicht (wie Metallfolie, Farbe oder spezielle Effekte) mittels Hitze oder Druck von einer Trägerfolie auf das Druckprodukt übertragen. Dies ermöglicht hochwertige, metallische oder spezielle optische Effekte, die das Produkt visuell hervorheben.

Umwelt-Tipp:
Bestehen Sie auf den Nachweis, dass die Folie ohne giftige Zusätze und deinkbar ist und ein Rückführungssystem für die PET-Trägerfolie existiert, diese also vielleicht sogar wieder zu neuer Trägerfolie recycelt werden können.

 

Unsere Bewertung: Vier von fünf grünen Blättern*


11. Dispersionslack

Dispersionslack besteht im Wesentlichen aus Wasser und Bindemitteln wie Harzen, und ist somit der umweltfreundlichste unter den Lacken. Dennoch sollte er nur eingesetzt werden, wenn er die Lebensdauer eines Produkts verlängert, wo es Sinn macht.

Umwelt-Tipp: Auch auf die Umweltfreundlichkeit etwaiger enthaltener Effektpigmente achten!

 

Unsere Bewertung: Vier von fünf grünen Blättern*


12. Duftlack

Bestehen aus chemischen Duftstoffen, die in kleinen Kapseln aus Kunstharz eingeschlossen sind, die sich beim Abrieb öffnen und den Duft freisetzen. Nicht biologisch abbaubar und tendenziell ungesund.

Umwelt-Tipp:
Zwar lässt sich das Druckprodukt aufgrund der geringen Auftragsmenge des Duftlacks recyceln, aber wir wissen von keiner Alternative zu Kapseln aus Kunstharz und raten daher von dieser Technik ab.

 

Unsere Bewertung: Eins von fünf grünen Blättern*


13. Relief- und UV-Lack

Verleiht dem Druckprodukt eine strukturierte oder glänzende, resistente Oberfläche. Unserer Meinung nach eine Veredelung direkt aus der Hölle. Besteht aus flüssigem Kunststoff, der im Druckprozess aufgetragen und unter UV-Licht ausgehärtet wird. Das Druckprodukt wird durch das Plastik am Ende seines Lebenszyklus von Papier- zu Restmüll und beeinträchtigt die Recyclingqualität von Altpapier im Ganzen. Die UV-Lampe verbraucht viel Energie und der im Lack enthaltene Photoinitiator ist gesundheitsschädlich.

Umwelt-Tipp:
Lassen Sie es am besten einfach sein. Es gibt bessere Methoden, sein Produkt haltbar und haptisch interessant zu machen (siehe oben).

 

Unsere Bewertung: Null von fünf grünen Blättern*



* Hinweis zu unseren Bewertungen:

 

Zur Nachhaltigkeit gehört immer auch Sinnhaftigkeit. Für jedes Druckprojekt sollte daher individuell geschaut werden, welche Veredelungen den Sinn unterstützen und zum Produkt passen. Ein Lack? Kann ein Druckprodukt verbessern, ist aber manchmal auch total unnötig. Unsere Bewertungen geben Orientierung, aber letztendlich zählt: Ein Druckprodukt ist erst dann wirklich nachhaltig, wenn es von Anfang bis Ende durchdacht ist.

Bonus-Umwelt-Tipp:

Ein schönes Naturpapier und/oder ein bekanntes Umweltzeichen wie der Blaue Engel wirken bei sensibilisierten Zielgruppen edler als eine fragwürdige Veredelung.

Sprechen Sie uns an! Wir haben alle Antworten, viele Ideen und zahllose Musterstücke

Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird teilweise lediglich die weibliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat allein redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

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