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Liebe kritische und/oder begeisterte Leser:innen des Grünen Blattes, 

mir kommen die sozialen Medien und das Internet manchmal so vor wie eine gigantische Stadt mit Abermillionen von Wolkenkratzern voller kleiner Fenster, die sich alle paar Sekunden öffnen. Die Menschen dahinter strecken ihre Hände durch den Rahmen und wedeln mit Katzenbildern oder Selfies oder sie schreien ihre Meinung hinaus, Myriaden an Postings und 280-Zeichen-kurzen Kommentaren zur Weltlage und zum Salat vom Mittag. Ein ganz schöner Lärm und ein ordentliches Gewedel ist das.  

Auch wir bei Lokay öffnen unser Fenster: Bei Facebook, LinkedIn und mit diesem Newsletter. Wir schreien hinaus, was uns die Welt des nachhaltigen Druckens gerade an Lust und Frust bereitet. Wie viele Menschen wir damit erreichen, verraten uns die Öffnungsquoten unseres Mailprogramms. Mehr als ein Drittel von Ihnen liest hier mit, das ist für einen Newsletter eine sehr ordentliche Quote. Wenn wir gelegentlich auch noch Emails mit einem persönlichen Feedback bekommen, ist unser Glück perfekt: Sie lesen uns nicht nur, sondern möchten sich mit uns austauschen, uns loben – oder besser machen. 

Darum hat uns die Email mit der harschen Kritik von Umweltexpertin Evelyn Schönheit an unserem „oberflächlichen“ Artikel über die Unterschiede zwischen Cradle to Cradle- und Blauer Engel-Papier auch keinen Dämpfer verpasst. Im Gegenteil, wir waren interessiert daran, unsere Gedanken an ihrer Kritik zu schärfen. Wir haben also ein weiteres Fenster geöffnet, diesmal bei Zoom, und uns getroffen und über ihre Kritikpunkte zum Artikel und zum Hype um Cradle to Cradle-Papier ausgetauscht. Einen kleinen Auszug des einstündigen Gesprächs haben wir Ihnen hier aufgeschrieben. 

Außerdem möchte ich noch einmal dazu aufrufen, die gemeinnützige Organisation Ihres Herzens für unsere Pro Bono-Jubiläumsaktion vorzuschlagen: wir vergeben zu unserem 90-jährigen Jubiläum ein Design- und Druckpaket im Wert von bis zu 5.000 Euro. Stichtag ist der 30. April 2022. 

Zu guter Letzt gibt es noch eine gute Nachricht aus Finnland, die sich entspannend auf die aktuelle Papierkrise auswirkt. 

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! 

Ihr Ralf Lokay 

 

Papier ist ein mächtiger Hebel der Nachhaltigkeit

Interview mit unserer kritischen Leserin Evelyn Schönheit, Umweltwissenschaftlerin und Expertin beim Forum Ökologie & Papier.

„Ich ärgere mich über Euer Grünes Blatt!“, schrieb uns Evelyn Schönheit Ende März. Was hatten wir getan, um ihren Ärger zu verdienen? Wir hatten, für einen fluffigen Einstieg in einen Text, die Entscheidung zwischen Blauer Engel- und C2C-Papier mit der zwischen Pommes und Bratkartoffeln gleichgesetzt, als käme es bei der Nachhaltigkeit nur auf die Zubereitungsart an. Und damit haben wir unsere eigene kritische Haltung – man möge uns den erneuten Vergleich mit Ackerfrüchten verzeihen – in ihren Augen weich gestampft serviert wie Kartoffelpüree.  

Kurz entschlossen fragte unser Chef Ralf Lokay Frau Schönheit für ein Gespräch an, um gemeinsam mit ihr und dem Lokay-Nachhaltigkeitsmanager Jonas Muhly den notwendigen Biss in die Thematik zurückzubringen. Wir wünschen guten Appetit! 

 


Ralf Lokay: Evelyn, wir kennen und duzen uns. Im Artikel unseres März-Newsletters hatten wir zweierlei Arten von zertifiziertem Papier empfohlen: Recyclingpapier mit dem Blauen Engel und Frischfaserpapier mit dem Siegel der Kreislaufwirtschaft, Cradle to Cradle (C2C). Wir wollten damit klar machen, dass es überhaupt keinen Grund mehr gibt, noch unzertifiziertes Papier einzusetzen oder sich allein mit FSC oder PEFC zufrieden zu geben. Auch dann nicht, wenn man lieber Papier aus Frischfaser als recyceltes will. Was hat dich daran so geärgert? 

Evelyn Schönheit: Mein Ärger war, dass in dem Artikel beide Zertifizierungen auf Augenhöhe verhandelt wurden. Das C2C-Siegel hat aber längst noch nicht die Qualität und Strenge des staatlichen Umweltsiegels Blauer Engel erreicht. Zu Recyclingpapier mit dem Blauen Engel gibt es bislang keine Alternative, so eindeutig muss man das sagen. 

Ralf Lokay: Wenn wir unsere Kund:innen beraten, klären wir über die Überlegenheit des Blauen Engels auch immer auf. Der hat ja nicht nur das Papier im Blick, sondern den gesamten Druckprozess und die Druckerei. Strenger und umweltfreundlicher geht es nicht. Aber wir sind Berater, keine Missionare, und wenn jemand ausdrücklich Frischfaserpapier will, dann doch bitte welches, das die Welt nicht vergiftet. 

Evelyn Schönheit: Die Verringerung von Chemikalien ist ein super Ansatz, aber eine ausschließlich lobende Betrachtung von C2C blendet eine ganze Menge aus. Papier aus Primärfasern ist in vielen Fällen schlecht für den Klima-, Wald- und Artenschutz und bringt außerdem noch soziale Nachteile bis hin zu schweren Land- und Menschenrechtsverletzungen! Selbst das von C2C empfohlene FSC-Siegel verhindert aber leider weder konsequent die Abholzung von Urwald und schützenswerten Waldbeständen, noch den Plantagenanbau in Monokulturen.   

Jonas Muhly: Das FSC-Siegel ist derzeit das umfassendste und gewissenhafteste internationale Waldwirtschaftssiegel, aber es stimmt, da ist auch noch viel Luft nach oben. C2C könnte die Mankos relativ einfach ausgleichen, wenn sie sich beim Papier am Blauen Engel RAL-UZ 195 orientieren würden, heißt auch: in erster Linie auf Recyclingpapier setzen. Bei Textilien machen sie das ja auch, da ist RAL-UZ 128 in ihrer „Biological Materials Assessment Methodology“ als Orientierung für Emissionsgrenzwerte & die dazugehörigen Messverfahren ausdrücklich erwähnt.  

 

 

Ralf Lokay: Die Anforderungen an alle Materialien sind auf chemischer Ebene klar definiert. Die Unschärfen und die Transparenz sollen dennoch angegangen werden – und werden sie ja auch, soweit mir bekannt ist. Wir sind trotz der derzeitigen Mankos überzeugt, dass C2C richtig und wichtig ist und noch nicht perfekt sein muss, um Druckprodukte besser zu machen. Wenn schon Frischfaser – dann wenigstens C2C. 

Evelyn Schönheit: Aber wer es ernst meint mit Umweltschutz und Menschenrechten, der darf eben auch die dramatisch schlechtere Performance des Holzanbaus, der Abholzung und Ökobilanz von Frischfaser nicht ausblenden! Wenn C2C sich an FSC anlehnt, übernehmen sie automatisch auch deren Probleme mit der Umsetzung. Zumal je nach C2C-Labelstufe ja nur ein Teil der Primärfasern zertifiziert sein muss. C2C gaukeln mit ihrer Fixierung auf Chemikalienfreiheit eine Scheinsicherheit vor. Sie erwecken den Eindruck, Primärfaserpapiere seien einwandfrei nachhaltig und könnten auch im großen Maßstab mit reinem Gewissen konsumiert werden. Das ist aber nicht der Fall! Wir müssen beim Papier den Konsum dringend und drastisch reduzieren. Hier wird etwas gehyped, was uns im Hinblick auf unsere planetaren Grenzen auf den sprichwörtlichen Holzweg führt!

Ralf Lokay: Mir macht es auch Sorge, wenn unsere Mitbewerber:innen am Markt, andere Druckereien, hier nicht ausreichend aufklären. Das ist ein Einfallstor für Greenwashing. Ich würde mir wünschen, dass Cradle to Cradle eine Ergänzung zu E.M.A.S. und blauem Engel ist - so wie wir das gemacht haben. Das ist meines Erachtens ein schöner und guter Dreiklang. 

Jonas Muhly: Wir machen das aber nicht. Wir schulen unsere Mitarbeiter:innen penibel und nehmen uns die Zeit für intensive Aufklärung unserer Kund:innen. Wir haben es auf diese Weise geschafft, die mit Abstand höchste Recyclingquote unserer Unternehmensgeschichte zu erreichen. Im Vergleich zu unseren 54% ist der Durchschnittswert aller deutschen Druckereien bei grafischen Papieren nur etwa halb so hoch. 

Evelyn Schönheit: Ich kenne euch genug, um zu wissen, dass ihr eure Verantwortung als Berater engagiert ernst nehmt. Aber der Artikel aus eurem letzten Newsletter war mir doch eine Spur zu oberflächlich. 

Ralf Lokay: Welche klare Aussage hättest du dir gewünscht? 

Evelyn Schönheit: Ein mit Cradle to Cradle zertifiziertes Druckprodukt ist keine Alternative zu einem Druckprodukt mit dem Blauen Engel, der ohnehin den Ausschluss kritischer Chemikalien bzw. strengste Grenzwerte gewährleistet. Punkt. 

Ralf Lokay: Okay, das ist es nicht. Aber es ist die bessere Alternative zu einem Druckprodukt mit unzertifiziertem Frischfaserpapier. Als Druckerei sind wir eben nicht theoretisch unterwegs, sondern wir sind Praktiker:innen und müssen Spielräume benennen und ermöglichen. Mittlerweile gibt es rund 240 Cradle-to-Cradle-Papiere. Nichtsdestotrotz raten wir immer zu bewusstem Verbrauch und zu Recyclingpapier.  

Evelyn Schönheit: Und ihr habt da eine wichtige Funktion. Die Papierherstellung ist ein mächtiger Hebel, um unseren globalen Problemen - Wald-, Arten- und Klimakrise - wirkungsvoll entgegenzutreten. 

Ralf Lokay: Danke, dass du uns das nochmal gespiegelt hast. Wir hoffen, dieses Gespräch trägt dazu bei, unsere Haltung zu verdeutlichen und wir werden uns deine mahnenden Worte auch noch einmal intern zu Herzen nehmen. 

Evelyn Schönheit: Ich freue mich, dass ihr dieses Gespräch mit mir geführt habt. 

 


Weiterführende Infos: 

 

Die Broschüre "Papier. Wald und Klima schützen" vom Forum Ökologie & Papier können Sie beim Umweltbundesamt kostenlos bestellen. Sie ist mit Unterstützung von Lokay entstanden und auf 5 unterschiedlichen Recyclingpapieren mit Blauem Engel gedruckt. Das kleine Recycling-Musterbuch informiert über Papierherstellung und verschiedene Siegel (FSC, Blauer Engel, PEFC, EU Ecolabel und österreichisches Umweltzeichen).

Bestellen

 

In unserer Papierkollektion können Sie Cradle-to-Cradle- & Recyclingpapiere direkt vergleichen. Dort finden Sie auch eine ausführliche Siegelübersicht (Blauer Engel, Cradle to Cradle, FSC, klimaneutral gedruckt und EMAS). Die 10€ Schutzgebühr spenden wir zu 100% an Organisationen, die sich für Biodiversität einsetzen. 

Bestellen

Last Call: Bewerben Sie sich für unsere Pro Bono-Aktion

Zur Erinnerung: Wir schnüren ein 100% umweltfreundliches Design & Druckpaket im Wert von bis zu 5.000 € für eine gemeinnützige Organisation. Darin enthalten sind außer dem Druck auch die Gestaltung, Illustration, Druckvorstufe und das Umweltpapier.

Wahnsinn, was für tolle Vorschläge uns bis jetzt schon erreicht haben! Vom kleinen Sportverein aus unserer direkten Nachbarschaft bis zu international tätigen Initiativen haben wir eine spektakuläre Bandbreite an Bewerbungen. Auch die Themenvielfalt hat uns total überrascht: Windkraft, Gleichstellung, Biodiversität, Kaninchenschutz, Waldbaden und Omas als Klimaaktivistinnen sind darunter.  

Die Projekte sind natürlich genauso unterschiedlich und originell. Da wäre zum Beispiel das ressourcenstärkende Tagebuch für Menschen mit Behinderung, oder der Demokratieförderungskalender, das nachhaltige Kreativ-Magazin oder der Bildband über ein Arbeitsprojekt für junge Menschen in Afrika. Unsere interne Jury wird es sehr schwer haben! Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, sich kurzfristig noch zu bewerben. 

UPDATE ZUR PAPIER- UND ROHSTOFFKRISE: FINNLAND LIEFERT WIEDER – ENTSPANNUNG IN SICHT!

Erinnern Sie sich an die Szene aus dem ersten Jurassic Park-Film, in der ein T-Rex im Rückspiegel eines Autos sein Maul aufreißt? Darunter steht die Warnung: „OBJECTS IN MIRROR ARE CLOSER THAN THEY APPEAR”. So ähnlich ist es in unserer globalisierten Welt auch mit humanitären, politischen und wirtschaftlichen Krisen – sie kommen uns näher als uns lieb ist.

Wer für seine Produkte in irgendeiner Form auf Papier angewiesen ist, der kämpft schon seit Corona mit den Folgen der zusammengebrochenen Lieferketten aus China und Brasilien. Hinzu kam noch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, beide Länder sind ebenfalls wichtige Holz- und Zellstofflieferanten.

Und ein Streik in einer finnischen Fabrik hat die Papierkrise seit Beginn dieses Jahres weiter verschärft. Aber zumindest aus Finnland gibt es jetzt gute Nachrichten!

Nach fast vier Monaten haben die Fabrikarbeiter:innen des mit Abstand größten Papierproduzenten Europas UPM-Kymmene Oyj ihren Streik beendet. Vor wenigen Tagen haben sich der Konzern und die Gewerkschaft Paperworkers‘ Union geeinigt und die Produktion wurde wieder aufgenommen. Auch für uns in Deutschland bedeutet das: Wir bekommen bald wieder mehr Papier!  

Trotz dieser Entspannung empfehlen wir, jetzt schon für den Herbst vorzuplanen! Gerade bei Großmengen kann die Lieferzeit bei 4-5 Monaten liegen und da im Herbst tendenziell viele Aufträge laufen, ist frühzeitige Planung hier besonders wichtig. 

Weiterhin gilt bei uns: Wir sind mit unseren langjährigen Lieferpartnern eng im Kontakt und profitieren von gut gepflegten, stabilen Beziehungen. Bisher haben wir noch keinen Auftrag aufgrund von Papiermangel absagen müssen. 

Papierprobleme? Lassen Sie die unser Team für Sie lösen! info(at)lokay.de

Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird teilweise lediglich die weibliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat allein redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

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